Ein Junge wird von einer Gruppe Mitschüler erniedrigt und gequält, das "Spiel" eskaliert, der Junge stirbt (vermeintlich). Was dann passiert, ist Gegenstand des 2007 uraufgeführten Stückes, das Annette Pullen jetzt mit Schauspielschülern der Universität der Künste auf die Bühne gebracht hat. Eine leere Bühne mit einem einsamen hölzernen Hochsitz im Vordergrund. Auf dem sitzen die beredte Leah und der schweigsame Phil. Zwei, die zunächst gar nicht Teil der Gruppe sind, bald aber vom Sog der Ereignisse in deren Mitte gezwungen werden. Warum bleibt ebenso unklar wie vieles in diesem Stück.
Der Beginn ist stark, das tödliche Spiel mit Adam, dem Opfer, hervorragend choreographiert, ein brutaler, zynischer Tanz, der in Erstarrung endet, Adam steigt aus, die Zeit hält an. Danach vergibt Kelly jedoch die Chance, ein eindringliches Stück über Machtverhältnisse, Gruppendynamik, Mitläufertum, Feigheit und Angst zu schaffen. Was die Schuld den Schuldigen antut, bleibt Skizze, Andeutung, die Figuren werden nicht ausgearbeitet, sie bleiben Schemen, Typen im besten Fall. Die Darsteller machen das beste daraus, überzeichnen ein wenig, um den mageren Gehalt der Figuren sichtbar zu machen, doch was Bewegung, Entwicklung, Krise sein sollte, bleibt seltsam statisch.
Die stärksten Momente sind die stillen, in denen Pullen und ihr Ensemble ohne Kellys Text auskommen. Wie hier Angst und Hilflosigkeit, Schuld und Freude an Gewalt und Erniedrigung choreographiert wird, deutet an, wieviel mehr in diesem Stoff gesteckt hätte. Diese Momente machen ein Versprechen, das Kellys Stück nicht einlöst.
May 01, 2010
Dennis Kelly: DNA, Deutsches Theater (box+bar), Berlin (Regie: Annette Pullen)
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