Das Timing des Theatertreffens der Jugend ist ideal: Direkt im Anschluss an das "große" Theatertreffen bietet es Gelegenheit zum Aufatmen, für frische Ideen und Perspektiven jenseits der üblichen Theatermaschinerie. "Zu schön für diese Welt" ist dafür ein ausgezeichnetes Beispiel: 20 Jugendliche in 20 Badezimmern (wunderbares Bühnenbild: Britta Langank), die Räume identisch und doch so unterschiedlich in Farbe, Duschvorhang, Wanddekoration, die Jugendlichen sich zurechtmachend. Für wen? Ein Mädchen? Sich selbst?
Es geht um Schönheit, Schönheitsideale, Normen, den Druck der Gesellschaft, perfekt zu sein, den eigenen Druck auch. Die Monologe haben die Darsteller selbst erarbeitet und so bleibt keiner in diesen viel zu kurzen 45 Minuten konturlos. Jeder steht für einen Typ: Da sind die Pummelige, die Selbstsichere, die Esoterischem die Sportliche, die Schöne, der Coole, der (Möchtegern-)Frauenheld, der Penible, der Spießer, der Kindische, der Schüchterne, der gern ein Surfer wäre.
Und doch ist nicht alles nur Spaß, brehen Unsicherheiten hervor, Ängste nicht genügen zu können, nicht schön, nicht perfekt genug zu sein, aus dem Rahmen zu fallen, Erwartungen nicht zu erfüllen. Ja, auch im Coolsten steckt ein Schüchterner, der nicht genau weiß, was er tun soll und wie.
Das ist durchaus originell, oft sehr komisch, vor allem wenn der Schönheitswahn groteske Blütentreibt: der Möchtergern-Beach-Boy, der sich bis zu Unkenntlichkeit mit Selbstbräuner einreibt, oder das Mädchen, das nur blau trägt, nicht weil es ihr gefällt, sondern weil so alles zu einander passt und die sich am Ende selbst das Gesicht blau färbt.
Der Abend ist erstaunlich sicher strukturiert, er hat einen fein austarierten Rhythmus, der keinen Stillstand zulässt, die Repliken, wechseln sich virtuos ab, mal im Schnellfeuermodus, mal ausschweifender, keiner pausiert und doch gibt es kein Durcheinander. Chorszenen, Standbilder, Zeitlupenaufnahmen bilden den Rahmen, den Kitt, der das Ganze zusammenhält. Ein sehr lebendiger, leichtfüßiger Abend mit einem grandiosen Ensemble, lustvoll, authentisch, optimal eingespielt. Ein frischer Luftzug nach dem schweren und düsteren Krisendiskurs des Theatertreffens.
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