May 27, 2010

Theatertreffen der Jugend - Aussteigen auf freier Strecke, Junges DT Berlin

"Aussteigen auf freier Strecke", ein Projekt des Jungen DT Berlin, das waren zunächst 11 Jugendliche, die auf einer sechstägigen Radtour entlang des ehemaligen Mauerstreifens Menschen aus Ost wie West befragt haben: zu ihren Erinnerungen an die Teilung, ihren persönlichen Erlebnissen mit der Mauer, ihren Erfahrungen seit der Wiedervereinigung. Vier der Jugendlichen und drei, die bei der Tour nicht dabei waren, haben daraus ein Theaterstück gemacht, angereichert mit Ergebnissen eigener Recherchen und frei Erfundenem.

Herausgekommen ist eine Art Arbeitssituation: Die Jugendlichen an einem Tisch, mit allerlei Untensilien, ein Telefon, ein Overheadprojektor, hinter ihnen eine Videowand. Es ist eine Mixtur, eine Collage vielleicht, aus nachgespielten Interviewtexten der Befragten, szenischen Sketchen, Gesagseinlagen - und immer wieder Telefongesprächen: Da erklärt eine Ost-Mutter ihrer West-Tante durch die Blume, dass sie gern ganz andere Dinge im Westpaket hätte, da ruft ein schäbischer Lastwagen-Fahrer Stasi-Chef Mielke wegen irgend einer Lieferung an. Überhaupt Mielke, Fast schon obsessiv findet er immer wieder den Weg in das Spielgeschehen.

Ein Spielgeschehen, das pendelt zwischen Klamauk und berührenden Lebensgeschichten , zwischen kaum ironisch gebrochenen Klischees und unaufdringlich und ohne Druck auf die Tränendrüse inszenierten Schicksalen, zwischen ernsthafter Auseinandersetzung und oberflächlichem Stammtischwitz. Eine Blance findet das Stück dabei nicht, vielmehr zerfasert es zusehends, zumal eine Struktur nur in Ansätzen erkennbar ist. Das wird am Ende zur Nummernrevue, ohne roten Faden, bei dem sich die unterschiedlichen Farbtöne nicht gegenseitig akzentuieren, sondern eher neutralisieren.

Und so bleibt letztlich ein gutes Stück Beliebigkeit und die Erkenntnis, vielleicht auch für die jugendlichen Akteure selbst, dass diese Auseinandersetzung mit dieser fremden Welt schwerer ist als geglaubt.

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